Schlaganfall-Vorsorge – Können Sie sich schützen?
Zerstörung unseres „besten“ Teils
Gehirnschlag, Insult oder Schlaganfall bedeutet eine Durchblutungsstörung eines Teils des Gehirns. Das Gehirn – extrem anfällig auf Sauerstoffmangel – stellt seine Funktion ein und es beginnen Teile davon abzusterben. Je nach Lokalisation sind Lähmungserscheinungen oder andere neurologische Ausfälle die Folge. Es gibt aber auch völlig stumme Insulte. Da unser Gehirn nicht nur Sitz unserer Persönlichkeit, Intelligenz und aller Fähigkeiten ist, sondern auch für viele lebenserhaltende Funktionen zuständig ist, wirkt sich ein Schlaganfall oft schwer, ja lebensbedrohend aus. Die moderne Medizin kann sehr oft das Leben des Schlaganfallkranken erhalten, wichtig ist aber auch die Wiederherstellung der Selbständigkeit.
Im erweiterten Sinne kann auch Blutaustritt innerhalb der Schädelkapsel als „Schlag“ bezeichnet werden, weil zu Beginn die Symptome ähnlich sein können. Wir wollen uns aber zunächst nur mit der Durchblutungsstörung befassen.
Symptome
Der typische „Schlaganfall“ zeigt sich durch eine plötzlich auftretende Lähmung oder Gefühlsstörung einer Körperhälfte, eine Sehstörung oder Sprachstörung. Übelkeit, Schwindel und allgemeine Schwäche sind häufige Begleiterscheinungen. Manchmal hat der Betroffene gar nicht das Gefühl, dass er krank sei. Er glaubt, es sei alles in Ordnung, den anderen fällt aber auf, dass er eine Hand nicht bewegen kann. Nicht selten tritt ein Schlaganfall unbemerkt im Schlaf auf, beim Versuch aufzustehen stolpert der Kranke und kann nur mit größter Mühe Hilfe holen. Auch Ausfälle des Gesichtsfeldes werden oft gar nicht bemerkt und führen dann zu Kollisionen mit Ecken, Türstöcken, anderen Menschen. Besonders gefährlich ist es, wenn jemand, der einen Gesichtsfeldausfall hat, Auto fahren will.
Vorzeichen
Kurze flüchtige Gefühlsstörungen oder Lähmungen einer Extremität, minutenlange Sehstörungen (auf einem Auge) kurze Sprachstörungen, besonders nach dem Schlaf gelten als Vorzeichen und sollten zu rascher Durchuntersuchung führen. Neue, bisher nie gekannte (eher) dumpfe Kopfschmerzen; Schwindel und Gleichgewichtsstörungen können zwar viele andere Ursachen auch haben, sollten aber längerfristig auch zum Arzt führen.
Nachweis – wie kann man wissen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen?
Plötzlich aufgetretene neurologische Ausfälle im fortgeschrittenen Lebensalter werden meist durch eine Durchblutungsstörung verursacht, wenn aber die Beschwerden nur kurz andauern oder sehr schlecht zuordenbar sind, ist es wichtig festzustellen, ob eine andere Ursache vorliegt. Die Magnetresonanztomografie oder Kernspintomografie zeigt große und kleine, auch kleinste Veränderungen des Hirngewebes, frische und abgelaufene Durchblutungsstörungen. Auch die Blutgefäße des Gehirns können dargestellt werden. Sie hilft auch gegenüber Entzündungen und Tumoren abzudifferenzieren und ist somit unerlässlich. Erst durch die Einführung dieser Untersuchung können viele Krankheiten erklärt und behandelt werden.
Formen
Viele verschiedene Krankheiten fallen in das Gebiet der „Krankheiten der Hirngefäße“ und führen somit zu größeren oder kleineren Schlaganfällen.
Dazu gehören Erkrankungen der kleineren Hirngefäße. Diese verlieren bei Hochdruck, Zuckerkrankheit und diffusen Ablagerungen ihre Fähigkeit sich auf Veränderungen von Sauerstoffgehalt und Blutdruck anzupassen und das führt zu unspezifischen Veränderungen vor allem der weißen Hirnsubstanz.
Es können auch viele stecknadelkopfgroße Läsionen auftreten, meist Hinweise auf kleinere Gefäßverschlüsse, durch Partikel, die vom Herz über den Blutweg ins Gehirn gepumpt wurden und kleine Gefäße verlegen.
Wird ein großes Gefäß verschlossen, stirbt das Gehirngewebe, das versorgt wurde, ab. Gleichzeitig tritt die Lähmung, Sprach- oder Sehstörung auf. Mehrheitlich ist zu Beginn nur ein kleiner Teil des Gehirngewebes betroffen, denn es bilden sich sofort Umgehungskreisläufe aus, die das Randgebiet weiter versorgen. Das schlecht durchblutete Areal braucht aber mehr Blut, als die Umgebung, die dann ihrerseits auch in einen Versorgungsnotstand gerät. Kommt es nicht rasch zu einer Besserung der Durchblutung, bricht die Notfallversorgung zusammen und das Schlaganfallgebiet wird innerhalb von einigen Tagen größer. Daher ist die rasche Versorgung eines Patienten mit einer akut aufgetretenen Lähmung, Sprach- oder Sehstörung von immenser Wichtigkeit.
Risikofaktoren und Alter
Schlaganfall kann in jedem Alter auftreten, in der Jugend ist er aber selten und hat andere Ursachen, als im Alter. Typischerweise ist der Insult (Schlaganfall) eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegen meist seltene Erkrankungen vor: Neigung zur Bildung von Thrombosen (Blutgerinnsel), Herzerkrankungen und angeborene Herzfehler.
Mit zunehmenden Lebensalter lassen sich verschiedene Risikofaktoren finden:
- Cholesterin, Zuckerkrankheit, Harnsäure
- Bluthochdruck, aber auch zu niedriger Blutdruck birgt Gefahren
- Verengungen von hirnversorgenden Blutgefäßen
- Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel
- Herzerkrankungen, vor allem solche, bei denen das Herz unregelmäßig schlägt (sog. Vorhofflimmern) und bei denen sich Blutgerinnsel an einer Stelle der Herzwand oder einer Herzklappe ablagern können. Diese können sich später losreißen und ein Gehirngefäß verlegen.
Was ist zu tun?
Bei akut auftretenden Lähmungen, bei Sehstörungen eines Auges oder des halben Gesichtsfeldes beider Augen, bei Sprachstörungen oder starken plötzlich auftretenden Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl, „wie eingeschlafen“) ist nicht der Arzt, sondern sofort die Rettung zu verständigen. Bei Störungen, die eher schleichend und schwach auftreten, sich rasch rückbilden oder nicht wirklich zuzuordnen sind, soll ein Arzt aufgesucht und eine Durchuntersuchung begonnen werden.
Spezialuntersuchungen
Neben der erwähnten Magnetresonanztomografie ist auch eine Durchblutungsmessung des Gehirns möglich, die Szintigrafie. Hier werden schlechter durchblutete Bezirke dargestellt.
In der Ultraschall-Untersuchung der Halsschlagadern und der Gehirngefäße (Neurosonologie) werden die größeren Hirnarterien auf Verengungen (Stenosen) und Verschlüsse untersucht. Die Reaktion der Hirngefäße auf Sauerstoffmangel bzw. Kohlendioxidüberschuss wird gemessen. Es können auch immer wieder in das Gehirn hinaufschießende Blutgerinnsel nachgewiesen werden.
Ultraschall-Untersuchungen des Herzens und Gefäßdarstellungen sowie einige Blutuntersuchungen helfen uns weiter, die Ursache eines Schlaganfalles zu finden.
Prophylaxe – Vorbeugung
Vor kurzen haben Langzeitstudien, die den Lebensstil der Menschen erfassen, erstmalig wissenschaftlich gesicherte Hinweise auf eine primäre Schlaganfallprophylaxe ergeben. Das bedeutet, dass folgende Lebensprinzipien das Schlaganfallrisiko verringern:
- Regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 5x pro Woche eine halbe Stunde, oder 3x eine Stunde, kein Extremsport, sondern leichte ausgleichende Bewegung und Ausdauersportarten) Radfahren, Schwimmen, Wandern usw.
- Zurückhaltung beim Salzen: keine „Fertig-Mahlzeiten“, nicht nach salzen, wenig im Gasthaus oder in Kantinen essen
- Gemüse- (Salat-) reiche Kost, weniger Fleisch und Kohlehydrate, viel Ballaststoffe
- Cholesterinarme Kost (Fisch)
- Vitaminreiche Kost
Bei unregelmäßigem Herzrhythmus, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, bekannten Beinvenenthrombosen und Durchblutungsstörungen der Füße und Hände soll regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden („Gesunden“ Untersuchung).
Wenn bereits einmal ein Schlaganfall stattgefunden hat, wenn es eine Durchblutungsstörung des Gehirns oder der Netzhaut gab, ist unbedingt eine Durchuntersuchung angezeigt. Meist wird dann ein Medikament verordnet, das die Blutplättchen an Zusammenklumpen hindert, und somit Blutgerinnsel erschwert. Dieses Medikament ist gut verträglich und kann und sollte auf Lebenszeit genommen werden.
So schlimm die Folgen eines Schlaganfalls sein können, so wichtig ist es Prophylaxe zu betreiben. Der Neurologe kann Sie beraten, die besten Möglichkeiten in Ihrem Lebensstil zu finden, um das Risiko zu minimieren.